Einblicke in den ersten EVB-IT Thementag

Die EVB-IT-Verträge sind das zentrale Werkzeug für die IT-Beschaffung von Bund, Ländern und Kommunen. Mit der nun angestoßenen Modernisierung sollen sie fit für die Zukunft gemacht werden, vor dem Hintergrund neuer Technologien und rechtlicher Vorgaben sowie dadurch entstehender Bedürfnisse und Anforderungen der Beschafferinnen und Beschaffer aus der Praxis.

Doch was genau hat sich durch die EVB-IT verändert? Und wie lassen sich die Regelungen sicher und praxistauglich anwenden?

Diese und viele weitere Fragen standen im Mittelpunkt unseres ersten EVB-IT Thementages. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus Verwaltung, Recht und IT-Wirtschaft boten wir eine kompakte und praxisnahe Orientierungshilfe zur Anwendung der neuen EVB-IT-Regelungen und ein Forum für wichtige Einblicke und spannende Impulse. Besonders im Fokus standen drei zentrale Entwicklungen:

  • Open Source Software: Neue Regelungen sollen mehr Rechtssicherheit bei der Beschaffung und Pflege von Open Source Software schaffen. Unsere Referentin Dr. Nina Freudenthal von Dataport AöR betonte: „Wir sind sehr zuversichtlich, dass der IT-Planungsrat im November die Ertüchtigungen der EVB-IT-Verträge für Open Source Software beschließt. Damit können wir noch in diesem Jahr die angepassten Vertragsmuster veröffentlichen – und endlich die bestehende Lücke bei der Softwarebeschaffung und -pflege schließen.“
  • Cloud-Verträge: Die Ergänzung um einen SaaS-Vertrag und dessen Überarbeitung sowie strengere Sicherheits- und Souveränitätsanforderungen sollen die EVB-IT modernisieren.
  • Agile Methoden: Angepasste Modelle für agile Projekte, inklusive neuer Vergütungsansätze, sollen die notwendige Flexibilität in der Praxis gewährleisten. Referentin Caroline Ackermann, Partnerin bei der Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH, machte deutlich, worauf es dabei ankommt: „§ 132 GWB setzt enge Grenzen für Vertragsänderungen. Gleichzeitig brauchen IT-Projekte Raum für Anpassungen. Mit klaren Change-Klauseln, Exit-Regelungen, Preisgleitung und sauberer Dokumentation lässt sich dieser Spagat meistern – so entsteht echte Flexibilität im Einklang mit dem Vergaberecht.“

Auch die großen Querschnittsthemen der digitalen Transformation fanden ihren Platz: Von IT-Sicherheit durch NIS2, dem Cyber Resilience Act und neuer Standards wie SBOM über verbindliche Regelungen für barrierefreie IT-Beschaffung bis hin zu mehr Transparenz und Kontrolle über Daten und vertrauenswürdige Lieferketten für die Stärkung digitaler Souveränität.

Neben fachlichen Vorträgen, Podiumsdiskussionen und interaktiven Workshops hatten die Teilnehmenden bereits am Vorabend im Rahmen des Vergabesalons erste Gelegenheit zu Austausch und Networking – bei leckeren Speisen und Getränken.

Robert Thiele, Co-Vorsitzender der Arbeitsgruppe EVB-IT des IT-Planungsrates und Leiter der Verhandlungsdelegation, sagte abschließend: „Die hohe Teilnehmeranzahl und die guten Gespräche haben gezeigt, dass das Konzept der EVB-IT, Einkauf im Dialog mit der Wirtschaft zu gestalten, auch und insbesondere im Zeitalter der Digitalisierung der richtige Weg ist.“

Ausblick

Die Agenda für die kommenden Jahre ist ambitioniert: Neben KI-spezifischen Vertragsmustern („EVB-IT KI“) und neuen Modellen wie EVB-IT Miete wird auch der „Deutschland Stack“ mit den EVB-IT Tech Stack begleitet. Damit bleibt das Beschaffungswerkzeug EVB-IT zukunftsfähig und schafft die Grundlage für digitale Souveränität, Sicherheit und Innovation in der öffentlichen Verwaltung.

Das zeigt: Die Modernisierung der EVB-IT ist keine Momentaufnahme, sondern ein langfristiger Prozess und wird die Spielregeln der IT-Beschaffung neu definieren!

Sie möchten mehr zum Thema erfahren? IT-Beschaffung ist ebenfalls ein wichtiger Themenschwerpunkt auf dem Deutschen Vergabetag am 13. und 14. November 2025 in Berlin. Da der Kongress bereits ausgebucht ist, haben Sie jetzt die Möglichkeit, sich einen der Wartelistenplätze zu sichern. Hier geht es zu Programm & Anmeldung.

Danksagung

Wir bedanken uns herzlich bei allen Referentinnen, Referenten und Teilnehmenden für die spannenden Diskussionen und Einblicke!

Agenda

Das Programm des EVB-IT Thementag 2025

16. September 2025

Von 19:00 bis 22:00 Uhr
HABEL am Reichstag, Luisenstraße 19, 10117 Berlin

19:00 Vorabendprogramm

22:00 Ende der Abendveranstaltung

17. September 2025

Von 09:00 bis 16:45 Uhr
Im Haus der Bundespressekonferenz, Schiffbauerdamm 40, 10117 Berlin

09:00 Einlass

Registrierung

09:30 Begrüßung und Eröffnung

09:45 Vortrag

10:15 Vortrag

10:45 pause

Kaffee & Networking

11:15 Podiumsdiskussion

12:00 Vortrag

12:45 pause

Mittagspause (45 Minuten) und EVB-IT Networking

13:30 PARALLELE PRAXIS-WORKSHOPS

Veranstaltet durch:

Workshop 1

Änderungen während der Vertragslaufzeit des EVB-IT-Vertrags – unter Berücksichtigung von § 132 GWB – Herausforderungen und Lösungen

Der Workshop beleuchtet praxisnah, wie öffentliche Auftraggeber und IT-Dienstleister Änderungen an EVB-IT-Verträgen rechtssicher managen können. § 132 GWB setzt enge Grenzen für Anpassungen nach Zuschlagserteilung, Gleichzeitig verlangt die Realität von IT-Projekten mit Releases, Updates und wechselnden Anforderungen flexible Lösungen. Im Fokus stehen typische Herausforderungen aus der Praxis. Ziel des Workshops ist es, den Teilnehmenden konkrete Lösungsansätze und Entscheidungshilfen an die Hand zu geben, um EVB-IT-Verträge trotz dynamischer technischer Entwicklungen rechtssicher, praxisnah und vergaberechtskonform fortzuführen.

Tobias Osseforth

Fachanwalt für Vergaberecht und Partner, Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH

Caroline Ackermann

Partnerin, Rechtsanwältin und ehemalige Leiterin einer Vergabestelle, Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH

Monika Henkelmann

Zentralbereich Beschaffung, Deutsche Bundesbank

Veranstaltet durch:

Workshop 2

Quick wins zur Individualisierung von EVB-IT Verträgen

Die EVB-IT Musterverträge gelten als Standard im öffentlichen Beschaffungswesen. Gleichwohl zeigt die Praxis schnell, dass der „One-Size-Fits-All“-Ansatz – insbesondere bei komplexeren IT-Projekten („Cloud-Lösungen hier, Gesamtsysteme dort“) – nicht ausreicht. Wir möchten effiziente Ansätze für eine gezielte Individualisierung aufzeigen, durch die Auftraggeber und Auftragnehmer gleichermaßen profitieren können.

Sebastian Schnitzler

Partner und Lead Public Procurement, Deloitte Legal Rechtsanwaltsgesellschaft mbH

Carla Kripke

Senior Associate Public Procurement, Deloitte Legal Rechtsanwaltsgesellschaft mbH

14:30 RaumWechsel

Kaffee & Networking

14:45 Vortrag

15:15 Pause

Kaffee & Networking

15:30 Vortrag

16:00 Vortrag

16:30 Zusammenfassung und Schlussworte

16:45 Ende der Tagung

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